Partner FirstSpirit
Film-Infos
Film-Infos
New Line Cinema produziert den HERR DER RINGE als Filmtrilogie, mit einem Budget von über 190 Millionen Dollar. Gedreht wurde in Neuseeland, die Dreharbeiten begannen am 11. Oktober 1999 und endeten am 22 Dezember 2000. Ab 2002 kamen die einzelnen Teile dann im Jahresabstand in die Kinos.
Wir berichten seit dem Herbst 1998 regelmäßig über die Filmtrilogie und haben an dieser Stelle die wichtigsten Fakten noch einmal zusammengefasst.
* Einleitung
* Mission: Top Secret
* Zwischen Kitsch und Kommerz: Ein Blick auf bisherige Verfilmungen
* Von Lizenzen, Rechten und Produzenten
* Das stand aber nicht so im Roman: Die Filmadaption
* Der Arwen-Faktor
* Kulissen, Bauten, Set-Design
Am 19. Dezember 2001 war es endlich soweit. Diesem Tag hatten Tolkien-Fans auf der ganzen Welt seit Jahren entgegen gefiebert. Die Fantasie wurde Wirklichkeit, der erste Teil der HERR DER RINGE-Trilogie mit dem Titel DIE GEFÄHRTEN flimmerte über die Kinoleinwände. Schon bei dem Gedanken an die Premiere stiegen so manchem Fan die Freudentränen in die Augen. Und bereits ein Jahr vorher erhielt die Produktionsfirma täglich Anfragen, ob man schon Premierenkarten kaufen könne. Die Kinolandschaft war nicht mehr wie zuvor, denn diese Filmproduktion stellte alles zuvor da Gewesene in den Schatten. Diese Produktion ist nicht nur ein Meilenstein in Sachen Tricktechnik, sondern hat auch dem verpönten Fantasy-Genre eine Frischzellenkur verpasst. Noch nie in der 100-jährigen Geschichte des Films ist jemand das Wagnis eingegangen, gleich drei Teile einer Filmtrilogie gleichzeitig abzudrehen, noch dazu in einem Genre, das in dieser Form noch nie auf der Leinwand zu sehen war.
Das Fantasy-Genre hatte es in der Vergangenheit nicht leicht. Bereits vor 20 Jahren scheiterten erste Versuche, ernste Fantasy-Filme zu drehen. Die Billig-Produktionen landeten meistens irgendwo zwischen Trash und unfreiwilliger Komik. Die niedrigen Budgets hatten schlechte Effekte und minderwertige Ausstattung zur Folge. Die Spezialeffekte verdrängten jede tiefere Handlung und die Charaktere wirkten vielfach blass. Und die wenigen Fantasy-Filme, die es im Laufe der Jahre dennoch schafften, einen Platz in der Zuschauergunst zu erlangen, waren eher familienfreundlich und lustig. Keinem Fantasy-Film gelang es bisher, die epische Tiefe eines SPARTACUS oder BRAVEHEART zu erreichen. Die bisherigen Produktionen nahmen sich selbst nicht ernst und wurden daher auch sowohl von der Filmindustrie als auch vom Publikum verschmäht. Helden, die im 80er-Muskel-Look durch Pappkulissen stapften, wurden belächelt. Allenfalls als Kinderfilm hatte das Genre Fantasy eine Chance, entsprechend gewürdigt zu werden. Aber DIE UNENDLICHE GESCHICHTE oder DER DUNKLE KRISTALL waren eben nicht viel mehr als Kinderfilme.
Aber Tolkiens DER HERR DER RINGE wollte von Anfang an als Mythos für Erwachsene ernst genommen werden. Die Geschichte ist überdies viel zu komplex, um Kinder zu unterhalten. Tolkiens Mythenschöpfung könnte ohne Probleme in die Fußstapfen der EDDA oder des NIBELUNGENLIEDES treten. Diese Richtung sollte nun auch die erstmalige Real-Verfilmung des Romans einschlagen. Regisseur Peter Jackson wollte aus dem Schatten der enttäuschenden Fantasy-Film-Ära heraus treten und dem Zuschauer eine Filmtrilogie bieten, die die phantastischen Elemente mit einer historischen Ernsthaftigkeit kombiniert. Sein erster Schritt bestand darin, der Welt zu erklären, dass er keinen Fantasy-Film drehe, sondern ein mythisches Epos verfilme. Die Welt war begeistert, und in der gesamten Filmbranche gab es nur noch ein Thema: Die Verfilmung von Tolkiens DER HERR DER RINGE.
Noch nie war die Geheimhaltungsstufe bei einem Filmprojekt so hoch wie bei der Verfilmung von DER HERR DER RINGE. Von der Filmproduktionsfirma New Line Cinema wurden im Vorfeld kaum Informationen rausgegeben, und alle Personen, die an der Produktion beteiligt waren, ob Statisten oder Techniker, mussten sogenannte "Confidential Agreements" unterschreiben. Das sind Verträge, in denen sie versicherten, über nichts zu sprechen, was sie während der Produktion gehört, gesehen oder getan haben. Auch die Designs der wichtigsten Kreaturen, wie dem Balrog oder von Gollum, werden strengstens unter Verschluss gehalten.
Doch so leicht ließen sich die Tolkien-Fans nicht abwimmeln. Das Bedürfnis nach Informationen und Bildern von Sets und Designs war so hoch, dass eine regelrecht kriminelle Energie entwickelt wurde, um über Umwege an das gewünschte Material zu kommen. Einige Fans kletterten nachts mit Fotoapparaten über den Sicherheitszaun des Bree-Sets, während ihre Freunde den Nachtwächter ablenkten. Andere Fans mieteten sich Hubschrauber, um das abgelegene Hobbingen-Set aus der Luft zu fotografieren. Das Internet leistete die restliche Arbeit. In wenigen Stunden ging jedes Foto einmal um die ganze Welt – die Datenautobahn macht es möglich. Die Produktionsfirma New Line Cinema wurde von der Begeisterung der Tolkien-Fans regelrecht überrumpelt. Der Sicherheitsaufwand wurde enorm erhöht. Die Drehorte wurden gleich von einer ganzen Schar Sicherheitsmänner bewacht.
Drei Security-Firmen arbeiteten rund um die Uhr, um Fans und Paparazzi fern zu halten. Doch die besten Sicherheitsmänner nützen nichts, wenn die Sets von der Straße oder dem benachbarten Gelände aus einsehbar sind. So war es der Geheimhaltung nicht gerade förderlich, dass die Festung von Helms Klamm in einem Steinbruch errichtet worden war, der nur einige Meter von Neuseelands wichtigster Hauptverkehrsstraße entfernt lag. Heute gehört dieses Set wohl zu den meist fotografiertesten der Filmgeschichte. Täglich tauchten neue Fotoserien von Fans im Internet auf, die zu diesem Drehort gepilgert waren.
Als die Kulisse für das Set der Stadt Minas Tirith umgebaut wurde, hatte die Filmcrew dazu gelernt und errichtete die Kulissen so, dass man von der Straße nur die Rückseiten erkennen konnte. Doch auch die Kulissen-Rückseiten stellten sich als ein begehrtes Foto-Objekt heraus.
Der Wachaufwand wurde weiter verstärkt, aber erneut erwies sich ein Fan als schlauer. Extra wegen der Produktion nach Neuseeland gezogen, ließ er sich vom Wachdienst anheuern und arbeitete von nun an direkt am Set. Immer wieder steckte er Requisiten ein und schoss unzählige Fotos. In seiner Wohnung richtete er damit einen regelrechten Tolkien-Schrein ein. Doch bevor er etwas von dem Material im Gesamtwert von 107.000 EUR veröffentlichen konnte, flog die Sache auf. New Line Cinema ließ den fanatischen Fan sofort verhaften. Das neuseeländische Gericht verdonnerte ihn zu 250 Sozialstunden.
Doch es sollte noch dicker kommen. Nachdem New Line Cinema mehrere Ebay-Auktionen hatte stoppen lassen, bei denen vermeintliche Requisiten und Filmmaterial auf Videokassetten versteigert worden waren, wurden im Juli 2000 drei weitere Mitarbeiter der Filmproduktion verhaftet. Aus profaner Geldgier hatten sie Videokassetten mit Hunderten von Szenenaufnahmen, Drehbücher, Requisiten und Kostüme gestohlen. Die Polizei von Wellington gab sich als vermeintliche Interessenten aus und kaufte zunächst eine Minute des Filmmaterials für umgerechnet 5.000 EUR. Danach verabredeten sie sich mit dem Verkäufer in einem Hotel in Auckland, Neuseeland um die restlichen beiden Bänder (90 Minuten und 45 Minuten lang) für umgerechnet 95.000 EUR zu erwerben. Am 24. Juni 2000 schlug die Polizei zu. Im Haus des Täters wurden 17 weitere Videokassetten gefunden.
Diese Beispiele demonstrieren, wie groß das Bedürfnis der Öffentlichkeit nach Informationen zum HERR DER RINGE damals war, denn bei den meisten Lesern hat der Roman einen prägenden Eindruck hinterlassen und gehört in die Riege der Lieblingsbücher. Dennoch wollte New Line Cinema verständlicherweise eine Übersättigung im Vorfeld verhindern, zeigten doch Marketing-Beispiele aus der Vergangenheit, dass ein zu großer Medien-Hype im Vorfeld einem Film auch schaden kann. Spätestens, wenn das Thema in allen Fernsehsendungen rauf und runter läuft, tritt ein vorzeitiger Überdruss-Effekt ein. Außerdem werden die Erwartungen in unerreichbare Höhen getrieben, sodass es den Filmemachern irgendwann unmöglich wird, diese überhaupt noch zu befriedigen.
Einer Verfilmung stand Professor J.R.R Tolkien zu Lebzeiten schon immer sehr kritisch gegenüber, denn dies war eine Sache, die außerhalb seiner Zuständigkeit lag. Als Erster erwarb Walt Disney 1956 die Filmrechte für Tolkiens Meisterwerk, ein übliches Vorgehen des amerikanischen Trickfilmers bei erfolgreichen Kinderbüchern. Als Tolkien zwei Jahre später ein erster Drehbuchentwurf geschickt wurde, war er geschockt. Plötzlich hatten seine Orks Schnäbel und Federn und der Elbenwald Lothlórien verkam zu einer "Schloss Neuschwanstein"-Kopie mit weißen Dächern und Minaretten. Und zu allem Überfluss tauchten die Adler in der Disney-Version alle paar Minuten auf, deren König nun übrigens Radagast hieß. "So darf man den HERR DER RINGE nicht entstellen", schrieb Tolkien in einem wütendem Brief an Forrest J. Ackerman. Schon 1959 zog Disney nach dem Misserfolg seiner ambitionierten Dornröschenverfilmung seine Option wieder zurück. Zehn Jahre später erwarb die amerikanische Filmproduktionsfirma United Artists die Rechte für die Verfilmung. Heiße Favoriten für den Regiestuhl waren damals John Boorman (EXCALIBUR) und Stanley Kubrik (2001 – ODYSEE IM WELTRAUM), doch beide lehnten ab, nachdem sie sich klar geworden waren, welchen Ansprüchen sie gerecht werden müssten. Der Roman war viel zu komplex, um als Film umgesetzt zu werden. Eine noch größere Schwierigkeit bereitete allerdings die fantastische Welt Mittelerde mit all ihrer Magie und ihren Kreaturen. Es schien unmöglich, geeignete Darsteller für die zwergenhaften Hobbits zu finden und zusammen mit ihnen hünenhafte Baumwesen durch die Filmkulisse stapfen zu lassen. Immer wieder wurde das Projekt aufgeschoben.
Mitte der 70er Jahre, nach Tolkiens Tod im Jahre 1973, hatte der Trickfilm-Künstler Ralph Bakshi die einfache und vermeintlich geniale Idee, wie man es schaffen könnte, die technischen Herausforderungen zu bewerkstelligen. Er wollte einen Zeichentrickfilm machen. In den Jahren zuvor war er mit den beiden Skandal-Streifen FRITZ THE CAT (1972) und HEAVY TRAFFIC (1973) bekannt geworden, die sich um Drogen, Sex und Rock n´ Roll drehen.
Aber Bakshi überzeigte die Film-Bosse bei United Artists und Produzent Saul Zaentz (EINER FLOG ÜBER'S KUCKUCKSNEST). Er begann den Film im Rotoskopie-Verfahren zu drehen. Bei diesem Verfahren, werden zunächst Real-Szenen mit echten Darstellern gedreht, die dann später überzeichnet werden. Der Effekt, den man dadurch erzielt, ist ein Zeichentrickfilm, mit sehr realistischen Bewegungen und Abläufen. Als Sprecher engagierte er fähige Schauspieler, für die Stimme des Elben Legolas beispielsweise Anthony Daniels, der kurz zuvor als C-3PO im ersten Teil der Sternen-Saga STAR WARS zu sehen gewesen war, und als Aragorn John Hurt, dem als Ingenieur Kane ein Jahr später Ridley Scotts ALIEN aus der Brust platzen sollte.
Nach fünf Jahren Arbeit kam dann 1977 ein zweistündiger Film mit dem Titel LORD OF THE RINGS in die Kinos. Doch was da auf der Leinwand zu sehen, war mehr als enttäuschend für die Tolkien-Fans. In einer lieblos-psychedelischen Märchenlandschaft tummelten sich putzige Kindergarten-Hobbits und Elben, die Barbie-Puppen nicht unähnlich waren. Auch wenn der Film einige atmosphärische Momente bieten kann, wie die Straßen von Bree, so überwiegen doch die enttäuschend lieblos gestalteten Szenerien. Hinzu kam noch die totale Fehlinterpretationen mancher Charaktere. So tritt Boromir, im Roman als edler Krieger in schwarzer Gewandung beschrieben, als ein stumpfsinniger, jährzorniger Wikinger auf, der, wie es scheint, sich seinen Hörnerhelm bei den Bayreuther Wagner-Festspielen geklaut hat.
Über die Musik von Leonard Rosenman lässt sich streiten und tatsächlich gibt es einige gute Momente in seinem Soundtrack, wie die Schlachtlieder der Orks oder die Wanderlieder der Hobbits. Aber spätestens, wenn im Elbenwald Lothlórien der mexikanische Kinderchor einen Song namens "Mithrandir" trällert, ist auch hier der Geduldsfaden eines jeden Tolkien-Fan überspannt. Das so der liebliche Gesang der Elben klingen soll, hätte selbst Professor Tolkien noch vehement aus dem Grabe heraus bestritten. Dabei betonte Regisseur Bakshi immer wieder, dass er sich genau an die Vorlage gehalten habe. Er habe sich mit Tolkiens Erben getroffen und sei in Oxford auf den Spuren des Professors gewandelt. So wie er den Roman wiedergegeben habe, sei es absolut im Sinne des Autors gewesen.
Und kaum ist Gandalf in den Minen von Moria dem Balrog zum Opfer gefallen, scheint es so, als hätten die Zeichner und Storyschreiber überhaupt keine Lust mehr gehabt. Immer öfter sieht man unter den Zeichnungen die realen Schauspieler hervorblitzen, deren Kleidungsstücke in unregelmäßiger Gewohnheit zu wechseln scheinen. Zudem wird die Handlung immer unübersichtlicher und für Laien nicht mehr nachvollziehbar. Als schließlich eine wandelnde Rübe namens Baumbart dem Fan eine unangenehme Gänsehaut über den Rücken jagt, wird offensichtlich, dass der Film auf ganzer Linie versagt hat.
Nach zwei Stunden erreicht der Film seinen Höhepunkt mit der Schlacht um die Hornburg. Die Realszenen für die Schlacht wurden zum Teil in Spanien gedreht, teilweise aber auch aus dem russischen Film ALEXANDER NEVSKY (1938) geliehen. Sie entschädigen kurzzeitig für die vorhergegangenen Szenen, doch dies ist nicht von langer Dauer. Alsbald folgt der Schock für alle Tolkien-Fans: Mitten in der Handlung bricht der Film ab und der Abspann verkündet, dass der Rest der Geschichte ein andermal erzählt werden soll. 1978 mussten zahllose Filmvorführer dem aufgebrachten Publikum erklären, dass der Film wirklich zu Ende sei. Erst 23 Jahre später gab Bakshi zu: "Ich denke, Tolkien umzusetzen, ist unmöglich. Es ist absolut unmöglich, die Brillanz dessen, was er geschrieben hat, wiederzugeben – nur der Roman selbst, kann in Gebiete der Phantasie des Leser eindringen, die ein Film niemals erreichen wird."
Die Fortsetzung kam einige Jahre später, doch leider, oder Gott sei Dank, nicht mehr ins Kino, sondern nur als japanisch/amerikanische Billigproduktion in die amerikanischen Wohnzimmer. In einem Zug produzierten Arthur Ranking Jr. und Jules Bass die Filme THE HOBBIT (1978) und THE RETURN OF THE KING (1980). Die Namen der Regisseure versprachen eigentlich Qualität, sollten sie doch einige Jahre später noch einmal mit dem etwas kitschigen, aber dennoch poetischen Werk DAS LETZTE EINHORN (1982) Aufsehen erregen. Doch was da im Jahre 1978 über die Bildschirme flimmerte, stellt alles bisher da gewesene an Schlechtigkeit in den Schatten. Das, was Tolkien nie wollte, war Wirklichkeit geworden. Die Orks wirkten wie riesige Ochsenfrösche und die Zwerge schienen geradewegs aus Disneys Schneewittchen entsprungen, ganz zu schweigen von den Wurzelgnomen, die sich Elben schimpften. Aber THE RETURN OF THE KING setzte 1980 dem Ganzen die Krone auf. Lächerliche Skelette klapperten als Nazgûl mit den Knochen und Hobbit Sam träumt von Picknicks mit singenden Orks. Das Desaster war perfekt, obwohl man für die Rollen renommierte Sprecher gewinnen konnte, wie John Huston (Meister Hora aus MOMO) als Gandalf und Orson Bean (zuletzt zu sehen als verwirrter Dr. Lester in BEING JOHN MALKOVICH) gleichzeitig als Bilbo und Frodo. Arthur Ranking Jr. und Jules Bass waren weit über das Ziel hinausgeschossen und hatten es gleichzeitig um Längen verfehlt. Das Epos war zu einem miserablen Kinderfilm verkommen, der dem Zuschauer höchstens ein schmerzhaftes Lächeln abringen kann.
Als Lebenstraum bezeichnet Regisseur Peter Jackson die Verfilmung des HERRN DER RINGE. Als 18-jähriger hatte er den Roman während einer 14-stündigen Zugfahrt nach Auckland (in Neuseeland) gelesen und kam nicht mehr davon los. Ihm gefiel der Gedanke, mit Phantasiewelten zu spielen und er entwickelte ein Gespür dafür, teils schöne, teils albtraumhafte Traumwelten auf die Leinwand zu zaubern. Ob in BRAINDEAD oder THE FRIGHTENERS, es geht in seinen Filmen immer um eine Verstörung der Realität, um Themen, die sich auf eine überirdische Ebene begeben.
Aber an Tolkiens Epos wagte er sich zunächst nicht. Lange wartete er darauf, dass jemand anders sich dieser schweren Bürde annehmen würde, den HERR DER RINGE auf die große Leinwand zu bringen. Aber niemand wagte es und schließlich entschied sich Jackson, mit Blick auf die aktuellen technischen Möglichkeiten, seine eigene brennende Liebe zu diesem Roman in das Mammutprojekt zu stecken. "Am Anfang hatte ich nur ein Ziel: Ich wollte die Zuschauer auf eine Art und Weise nach Mittelerde entführen, die sowohl glaubwürdig als auch imposant ist", erklärt er, "Ich wollte all die großartigen Momente aus dem Roman nehmen und dabei moderne Technologien benutzen, um dem Publikum einen Kinoabend zu bereiten, wie es ihn noch nie zuvor erlebt hat."
1996 kontaktierte Peter Jackson den Hollywood-Mogul Saul Zaentz und berichtete ihm von seiner Idee. Damals hatte er bereits zwei Jahre seines Lebens in das Projekt gesteckt. Saul Zaentz ist seit 25 Jahren der Besitzer der Filmrechte an DER HERR DER RINGE. Der 84-jährige ist bekannt für sein Gespür für erfolgreiche und intelligente Filme, unter anderem produzierte er die preisgekrönten Werke EINER FLOG ÜBER'S KUCKUCKSNEST, AMADEUS, DER ENGLISCHE PATIENT oder DIE UNERTRÄGLICHE LEICHTIGKEIT DES SEINS. Saul Zaentz ist aber nicht nur Geschäftsführer der Tolkien Enterprises Inc., sondern auch bekennender Tolkien-Fan. In den frühen 70ern reiste er sogar nach England, um sich dort mit Tolkiens Erben zu reffen, zu denen eine andauernde Freundschaft entstand. Aber mit Ausnahme der Rechte-Verwaltung habe er offiziell rein gar nichts mit der Verfilmung zu tun, gesteht der Drahtzieher immer wieder bescheiden, er wolle daher auch nicht im Abspann auftauchen.
Jackson und Zaentz verabredeten sich zu einem Treffen, bei dem auch Jacksons Frau Fran Walsh (Drehbuch) anwesend war. Zaentz war begeistert von den beiden. "Ich konnte sehen, dass beide sowohl begabt als auch intelligent sind", erzählte Zaentz nach dem Treffen, "Es war ihr Lebenstraum und nur sie haben die Fähigkeit, diese Sache zu bewältigen. Ich denke, Peter Jackson ist der richtige Mann für diese Sache. Sein Film HEAVENLY CREATURES war wundervoll. Dieser Film demonstrierte, dass er ein Regisseur ist, der Geschichten erzählen kann." Und auf die Geschichte komme es beim HERR DER RINGE an, einem Projekt, das Gefahr liefe von Spezial-Effekten dominiert zu werden. "Wenn mich Peter Jackson nicht überzeugt hätte, hätte es mit dem Film wohl nicht geklappt. In den letzten zehn Jahren gab es viele verschiedene Interessenten, aber der Richtige war einfach nicht dabei."
1997 verkaufte Zaentz die Optionen für die Verfilmung dann an die Disney Tochter Miramax, unter der Bedingung, dass Peter Jackson als Regisseur verpflichtet würde. Miramax-Gründer Harvey Weinstein stimmte zu. Doch kurze Zeit später wurde klar, dass Miramax nicht bereit war, drei einzelne Teile zu produzieren. "Das war natürlich ein Unding", empört sich Zaentz, "und er [Peter Jackson] stieg aus. Miramax hätte nun noch mal einen hohen Betrag für die Erneuerung der Option zahlen müssen, aber sie hatten keinen Regisseur mehr." So bewies Jackson früh, dass er hinter seinem Projekt steht und sich nicht von der Hollywood-Maschinerie einwickeln lässt. "Sie wollten alles in einen Film stecken und damit war ich nicht zufrieden", berichtet Jackson über die Zusammenarbeit. Aber die Trennung sei dennoch freundschaftlich verlaufen. Miramax gab Jackson drei Wochen Zeit, eine neue Produktionsfirma zu finden. Jackson pilgerte mit seinem Drehbuch unterm Arm und einem 36-minütigen Demo-Video, auf dem Testversionen von Kreaturen, Bühnenbildern, Make-up und Kostümen zu sehen waren, zu New Line Cinema. Mit der Independent-Produktionsfirma hatte er früher schon einmal gearbeitet und hegte eine langjährige Freundschaft zu Fine Line Features-President Mark Ordesky und dem damaligen Präsidenten Michael DeLuca. Robert Shaye, Vorsitzender von New Line Cinema, telefonierte kurz mit Saul Zaentz, der ihm wiederum die Wichtigkeit von Jackson verdeutlichte, und stimmte dann zu, die Rechte von Miramax für über zehn Millionen Dollar zu erwerben.
Die beiden Miramax Hauptvorsitzenden Harvey und Bob Weinstein entschieden sich, das Projekt auch weiterhin zu unterstützen, und werden im Abspann als "executive producer" zu sehen sein. "Bob Shaye unterschrieb meinen ersten Gehaltscheck", erzählte Jackson nach Vertragsabschluss, "Jeder bei New Line ist ein Fan der Bücher, deshalb habe ich ein gutes Gefühl mit ihnen."
Schon in der ersten Pressemeldung Mitte 1998 gab sich Shaye zuversichtlich: "Wir haben Peters Drehbuch und sein Demo-Video gesehen und glauben, dass er die Ideen und Technologien hat, dies zu einer Größe zu vereinen, welche die der Fantasy-Filme von vor zehn oder 15 Jahren locker hinter sich lassen wird. Selbst wenn der erste Film ein verhältnismäßiger Flop wird, kann man zwar nicht mehr garantieren, dass es ein einbringendes Geschäft wird, aber wir haben eine Menge Berechnungen gemacht und sehen trotzdem eine gute Chance, trotz des Risikos Gewinn zu machen." Und die Rechnung ging auf! Das Projekt war für New Line Cinema etwas besonderes, da die Independent-Produktionsfirma bisher meist verhältnismäßig billige "Low-Budget"-Filme wie SPAWN, DARK CITY oder NIGHTMARE ON ELMSTREET produziert hatte. Einer ihrer bis dahin teuerster Film war LOST IN SPACE mit 85 Millionen Dollar, einer der erfolgreichsten AUSTIN POWERS. "Ich bin ein Spieler, wie jeder andere im Filmgeschäft auch, aber dieses Projekt könnte die Fantasie des Publikums weltweit erfassen", so Robert Shaye, der für seine Produktionsfirma einen Erfolg wie für Lucasfilm Ltd. nach STAR WARS erhoffte. Und tatsächlich hat die HERR DER RINGE Trilogie allein durch Kinokarten mittlerweile über 2 Milliarden Dollar eingespielt und gilt als eines der erfolgreichsten Filmprojekte aller Zeiten.
Sarumans Rolle wurde geändert
Die Umsetzung eines Mythos vom Format des HERR DER RINGE als Film ist eine Herausforderung, wie es sie in der Geschichte des Kinos noch nie gab. Wenn eine Romanvorlage als Drehbuch adaptiert wird, lassen sich Änderungen zwangsläufig nicht verhindern. Die Vorlage muss an das Medium Film angepasst werden und der Film lebt von der Bildsprache. Lange Monologe im Roman, Gedankengänge oder Beschreibungen müssen für den Film in lebendige Aktionen umgesetzt werden. Kaum ein Kinogänger achtet ausschließlich auf die Sprache. Zudem ist es schwer, den Ausführungen eines Kinohelden zu folgen, wenn die Bilder thematisch nicht passen. Eine Eins-zu-eins Umsetzung des Romans hätte zwangsläufig einen zähflüssigen und langweiligen Film zur Folge gehabt. Und wer erinnert sich nicht an die schwerfälligen Literaturverfilmungen aus dem Deutschunterricht, denen genau dieser Fehler unterlaufen ist.
Ein weiterer Aspekt, der die filmische Umsetzung kompliziert, ist die Tatsache, dass der wahre Bösewicht des Films nur ein kleiner goldener Ring ist. Kein feuerspeiender Drache, kein Kampf-Cyborg und kein weißer Hai, sondern nur ein kleiner Gegenstand. "Das Böse existiert auf einer psychischen Ebene", erklärte Peter Jackson einmal in einem Interview, "Und in Kinofilmen ist es sehr kompliziert, psychologische Aspekte umzusetzen, da sie nicht fassbar sind." Er vermittle die psychologische Seite, indem er die Gesichter und Augen der Personen zeige, die auf den Ring treffen. "Es ist eine Herausforderung, jede Begegnung mit dem Ring anders zu gestalten. Einige Charaktere verfallen dem Ring etwas schneller als andere. Die Musik ist hier ein sehr wichtiger Faktor."
Eine Szene, in der Boromir über den Ring spricht und seine verräterische Absicht immer mehr offenbart, wirkt auf der Leinwand unbestreitbar um einiges besser, wenn Boromir bei seinen Worten auch Hass erfüllt auf den Ring blickt. Erst in diesem Augenblick wird dem Zuschauer die Verbindung klar. Die Szene wirkt intensiver, die Absicht wird gebührend vermittelt. Um also dem Kinozuschauer das gleiche Gefühl zu geben, wie es der Leser des Romans hatte, müssen die Szenen geändert werden.
Schon Professor Tolkien hatte zu Lebzeiten nichts gegen Änderungen in einem Film einzuwenden, so lange sie sinnvoll waren. In seinem Brief an Forrest J. Ackerman über eine mögliche Verfilmung schrieb er:
"... Ich wäre sogar von mir aus geneigt, [die Helms-Klamm-Szene] ganz zu streichen, wenn sie nicht kohärenter und zu einem bedeutsameren Teil der Geschichte gemacht werden kann... Wenn die Ents und die Hornburg nicht beide ausführlich genug behandelt werden können, dass es Sinn ergibt, dann muss eines von beidem verschwinden. Das sollte die Hornburg sein, die für die Handlung nebensächlich ist."
Etwas weiter schreibt er dann, dass die Streichung dieser Szene auch den Vorteil hätte, dass die anderen Schlachten besser zur Geltung kommen.
Als Fran Walsh, Philippa Boyens und Peter Jackson das Drehbuch für die Filmtrilogie schrieben und damit den Handlungsstrang entwarfen, lag es an ihnen, Szenen zu kürzen oder ganz wegzulassen. Da sie alle drei fanatische Tolkien-Fans sind, fiel es ihnen zweifelsohne schwer. Sie führten lange Diskussion darüber, was den Geist Mittelerdes ausmache und verbrachten ganze Nächte mit der Selektion. Peter Jackson zeichnete sich bei den Gesprächen dadurch aus, dass er nicht nur den HERRN DER RINGE und das SILMARILLION, sondern auch die gesamte HISTORY OF MIDDLE-EARTH (das sind 12 Bände á 1000 Seiten) nahezu auswendig kannte.
Schon in einem der ersten Interviews 1998 kündigte Peter Jackson an, dass man am Anfang die Handlung etwas straffen müsse. Man müsse einige der Originalszenen opfern, um die Charaktere einzuführen, denn im Gegensatz zum Roman, wo man die Personen erst während der Handlung kennen lernt, müssten sie im Film in der ersten halben Stunde vorgestellt werden. Ihre Beziehung zueinander müsste deutlich werden, der Zuschauer soll sich mit ihnen identifizieren können. Aus diesem Grund wird beispielsweise auch die Freundschaft zwischen den Hobbits Merry und Pippin schon zu Beginn des Films deutlich hervorgehoben.
livfrodo
Liv Tyler mit Frodo-Puppe
Eine der auffälligsten Änderungen betrifft die Rolle der Elbe Arwen. Zugegebenermaßen leidet der HERR DER RINGE an chronischem Frauenmangel. Ein paar finden sich zwar, aber entweder sind es wortkarge Walküren (Éowyn) oder unantastbare Marienerscheinungen (Galadriel).
Eine gute Chance bietet da natürlich die Liebesgeschichte zwischen dem Waldläufer Aragorn und der Elbe Arwen, die am Ende der Geschichte ihre Unsterblichkeit opfert, um Aragorn zu heiraten. Von J.R.R. Tolkien wurde diese Hintergrundgeschichte fast vollkommen unter den Teppich gekehrt, als wolle er sie dem Leser verheimlichen. Arwen wird nur in wenigen Sätzen am Rande erwähnt und kaum einer der "Erstleser" erinnert sich nach dem letzten Kapitel noch an Elronds Tochter. Erst wenn sich der geneigte Leser den Anhängen des Romans widmet, wird die romantische Tragik der ganzen Liebesgeschichte offenbar. Der unstillbare Schmerz einer Elbe, die sich in einen Menschen verliebt, den sie hat aufwachsen sehen. Eine Liebe, die so groß ist, dass sie ihr Geschenk der Unsterblichkeit opfert, um mit Aragorn zusammen sein zu können und dies, obgleich die Elben und ihr Vater Elrond die Beziehung nicht gut heißen. Eine Liebesgeschichte, die nach dem Zeitempfinden der unsterblichen Elben allzu kurz dauert. Die Tragik am Ende, wenn Aragorn stirbt und Arwen daran zerbricht. Eine Liebesgeschichte nach dem Vorbild von Beren und Lúthien aus Tolkiens SILMARILLION, deren Namen auch den Grabstein von Tolkien und seiner Frau Edith zieren. Aragorn und Arwen sind somit die Personifizierung der Liebe, wie Nicht-Tolkien-Kenner sie höchstens bei ROMEO UND JULIA erahnen können.
Und wie soll man diese Dimensionen einer Liebe in einer 9-stündigen Filmtrilogie, die über drei Jahre in den Kinos läuft, auf drei Minuten reduzieren? Unmöglich!
Es scheint durchaus verständlich, dass Peter Jackson dieser Liebesgeschichte, die im HERRN DER RINGE nur zwischen den Zeilen erzählt wird, im Film etwas mehr Raum geben wollte, ganz zur Freude der Filmbosse in Hollywood, die das Fehlen einer Liebesgeschichte bereits schmerzlich vermisst hatten. Nun lag es an Peter Jackson, dem Kinozuschauer Arwen vorzustellen und sie so in die Geschichte einzuführen, dass die Handlung nicht beträchtlich verändert würde.
Bei der ersten Begegnung des Lesers mit Arwen sitzt diese bedeutungslos und stumm im Hintergrund unter einem Baldachin. Zielbewusst entschied Peter Jackson, Arwen schon vorher auf die Hobbits und Aragorn treffen zu lassen. Er ersetzte Glorfindel, einen Elb, der den fünf entgegenreitet durch Arwen und schon war sie aktiv an der Handlung beteiligt. In der besagten Szene befinden sich die vier Hobbits, unter ihnen der todkranke Frodo, in Begleitung des Waldläufers Aragorn kurz vor dem Elbental Imladris, wo sie Elrond und Gandalf treffen wollen. Der Elb Glorfindel (und im Film nun eben Arwen) kommt der Gruppe entgegen, um sie zu begrüßen und zu warnen, denn schwarze Reiter folgen ihnen dicht auf der Spur. Und just in diesem Moment tauchen jene auf. Eine hitzige Verfolgungsjagd beginnt, in deren Verlauf Glorfindel (also Arwen) Frodo sein (ihr) Pferd Asfaloth leiht. Und so entgeht Frodo knapp aber erfolgreich den unheilvollen Ringgeistern. Die Szene ist so intensiv und spannend, dass der Kinozuschauer sich den Charakter Arwen für die nächsten drei Jahre eingeprägt hatten.
Dong-long! Dongelong! Läute laute lillo!
So lautet die erste Zeile des Liedes um den kauzigen Waldbewohner Tom Bombadil, der trotz seines grotesken Auftrittes im Roman, oder grade deshalb, die Herzen vieler Tolkien-Leser für sich gewinnen konnte. Tom Bombadil ist ein untersetzter kleiner Mann mit gelben Stiefeln und einem hohen Hut, an dem eine blaue Feder steckt. Er trägt einen blauen Mantel und hat einen langen braunen Bart. Wenn er durch seinen Wald streift, dann singt, stampft und tanzt er und es scheint so, als sei er immer fröhlich. Aber eine sonderbare Macht steckt in ihm, denn als er den Einen Ring auf den Finger zieht, zeigt dieser keine Wirkung. Saurons Macht kann Tom nichts anhaben. Niemand weiß genau, wer oder was Tom Bombadil ist, aber eines ist klar: Er ist eines der ältesten Wesen auf Mittelerde und durchbricht auf bizarre Weise den ernsthaften Tenor des Romans. Es gibt viele Vermutungen, wer Tom Bombadil sei. Einige Fans sind der Ansicht, er sei ein Maiar, ein Halbgott in Tolkiens Pantheon, andere, dass es ein Gastauftritt von J.R.R. Tolkien selbst ist, der sich in seinem Roman verewigen wollte.
In einem ersten Interview auf der Film-Internetseite Ain´t It Cool News verriet Regisseur Peter Jackson bereits Dezember 1998, dass Tom Bombadil im Film nicht zu sehen sein werde. "Der Hauptgrund ist nicht die Zeit oder das Tempo, sondern einfach der erzählerische Fokus", erklärte Jackson den Fans. "Die Bombadil-Sequenz hat fast nichts mit Sauron oder dem Ring zu tun und diese Filmzeit zu rechtfertigen, ist sehr kompliziert. Sie gibt uns keine wesentlichen neuen Informationen. Eine der einfachsten Faustregeln, die ich beim Filmemachen berücksichtige, ist es, zu versuchen, die Geschichte von Szene zu Szene voranzutreiben." Unzweifelhaft würde es den Zuschauer unnötig verwirren, wenn ein allmächtiges Wesen für drei Minuten im Film auftritt, aber nichts mit der Handlung zu tun hat. Darüber hinaus ist die Gestalt einfach viel zu märchenhaft, um den ernsthaften Stoff der Geschichte glaubhaft zu vermitteln. Peter Jackson betonte immer wieder, dass er eine Mythologie verfilme und keine Fantasy-Geschichte und da sei ein drolliger Waldbewohner eben fehl am Platz.
Für die Fans ist diese Erfahrung nicht neu, denn es ist nicht das erste Mal, dass Tom Bombadil der Schere zum Opfer fällt. Er wurde bereits in der Bakshi-Verfilmung und auch dem englischen Hörspiel von den Drehbuchautoren aus der Handlung gekürzt. Dennoch reagierten sie prompt und im WorldWideWeb entstand eine regelrechte Tom-Bombadil-Community. Immer mehr Fans outeten sich als Bombadil-Fans und auf unzähligen Fansites wurden Unterschriften gesammelt, die bewirken sollten, dass Tom Bombadil doch noch in die Filmtrilogie eingebracht würde. Doch auch diese Petitionen mit einigen Tausend Unterschriften brachten Peter Jackson nicht von seinem Plan ab. Aber er hatte einen Trost für die Fans: "Nur weil Tom Bombadil nicht auftaucht, heißt das ja nicht, dass es ihn nicht gibt.". Schließlich ließ Jackson in der EXTENDED EDITION von DIE ZWEI TÜRME sogar noch eine Bombadil-Reminiszenz im Fangron-Wald auftauchen.
Tolkien-Experte Bill Welden von der Mythopoetic Society in den USA wurde als Fachmann zur Produktion eingeladen. In einem Bericht beschreibt er seine Erlebnisse bei den Dreharbeiten zu einer Szene in Cirith Ungol. Der Dialog in dieser Szenen sei nicht von Tolkien selbst, aber Tolkiens Stil so nah gewesen, dass er sich erst im Roman vergewissern musste, ob der Dialog wirklich nicht existiere. Und dies gelte für den gesamten Film. Es gibt viele Detailänderungen, teils Interpretation von Peter Jackson, teils aus dramaturgischen Gründen hinzugefügt, aber alle diese Änderungen sind möglichst so umgesetzt, als ob sie von Tolkien selbst stammen würden. Niemals wurde der Geist der Vorlage verlassen, so dass die Aussage und vor allem die Atmosphäre der literarischen Vorlage trotz aller Freiheiten gewahrt geblieben ist. Die Änderungen sind also nicht als Frevel an Tolkien zu werten, sondern als ehrfürchtige Verbeugungen. Davon abgesehen war ein Film selten so nah an der Vorlage. In Anbetracht anderer Buchverfilmung wie FIGHT CLUB oder THE BEACH kann der geneigte Kinozuschauer völlig beruhigt sein, denn weder das Ende wurde geändert noch wurden Personen willkürlich vertauscht. Und einen Satz von Peter Jackson sollten wir stets im Hinterkopf behalten: "Der Film wird immer nur meine Interpretation des Romans bleiben und ist nicht die offiziell von Tolkien genehmigte Verfilmung."