Als Lebenstraum bezeichnet Regisseur Peter Jackson die Verfilmung des HERRN DER RINGE. Als 18-jähriger hatte er den Roman während einer 14-stündigen Zugfahrt nach Auckland (in Neuseeland) gelesen und kam nicht mehr davon los. Ihm gefiel der Gedanke, mit Phantasiewelten zu spielen und er entwickelte ein Gespür dafür, teils schöne, teils albtraumhafte Traumwelten auf die Leinwand zu zaubern. Ob in BRAINDEAD oder THE FRIGHTENERS, es geht in seinen Filmen immer um eine Verstörung der Realität, um Themen, die sich auf eine überirdische Ebene begeben.
Aber an Tolkiens Epos wagte er sich zunächst nicht. Lange wartete er darauf, dass jemand anders sich dieser schweren Bürde annehmen würde, den HERR DER RINGE auf die große Leinwand zu bringen. Aber niemand wagte es und schließlich entschied sich Jackson, mit Blick auf die aktuellen technischen Möglichkeiten, seine eigene brennende Liebe zu diesem Roman in das Mammutprojekt zu stecken. "Am Anfang hatte ich nur ein Ziel: Ich wollte die Zuschauer auf eine Art und Weise nach Mittelerde entführen, die sowohl glaubwürdig als auch imposant ist", erklärt er, "Ich wollte all die großartigen Momente aus dem Roman nehmen und dabei moderne Technologien benutzen, um dem Publikum einen Kinoabend zu bereiten, wie es ihn noch nie zuvor erlebt hat."
1996 kontaktierte Peter Jackson den Hollywood-Mogul Saul Zaentz und berichtete ihm von seiner Idee. Damals hatte er bereits zwei Jahre seines Lebens in das Projekt gesteckt. Saul Zaentz ist seit 25 Jahren der Besitzer der Filmrechte an DER HERR DER RINGE. Der 84-jährige ist bekannt für sein Gespür für erfolgreiche und intelligente Filme, unter anderem produzierte er die preisgekrönten Werke EINER FLOG ÜBER'S KUCKUCKSNEST, AMADEUS, DER ENGLISCHE PATIENT oder DIE UNERTRÄGLICHE LEICHTIGKEIT DES SEINS. Saul Zaentz ist aber nicht nur Geschäftsführer der Tolkien Enterprises Inc., sondern auch bekennender Tolkien-Fan. In den frühen 70ern reiste er sogar nach England, um sich dort mit Tolkiens Erben zu reffen, zu denen eine andauernde Freundschaft entstand. Aber mit Ausnahme der Rechte-Verwaltung habe er offiziell rein gar nichts mit der Verfilmung zu tun, gesteht der Drahtzieher immer wieder bescheiden, er wolle daher auch nicht im Abspann auftauchen.
Jackson und Zaentz verabredeten sich zu einem Treffen, bei dem auch Jacksons Frau Fran Walsh (Drehbuch) anwesend war. Zaentz war begeistert von den beiden. "Ich konnte sehen, dass beide sowohl begabt als auch intelligent sind", erzählte Zaentz nach dem Treffen, "Es war ihr Lebenstraum und nur sie haben die Fähigkeit, diese Sache zu bewältigen. Ich denke, Peter Jackson ist der richtige Mann für diese Sache. Sein Film HEAVENLY CREATURES war wundervoll. Dieser Film demonstrierte, dass er ein Regisseur ist, der Geschichten erzählen kann." Und auf die Geschichte komme es beim HERR DER RINGE an, einem Projekt, das Gefahr liefe von Spezial-Effekten dominiert zu werden. "Wenn mich Peter Jackson nicht überzeugt hätte, hätte es mit dem Film wohl nicht geklappt. In den letzten zehn Jahren gab es viele verschiedene Interessenten, aber der Richtige war einfach nicht dabei."
1997 verkaufte Zaentz die Optionen für die Verfilmung dann an die Disney Tochter Miramax, unter der Bedingung, dass Peter Jackson als Regisseur verpflichtet würde. Miramax-Gründer Harvey Weinstein stimmte zu. Doch kurze Zeit später wurde klar, dass Miramax nicht bereit war, drei einzelne Teile zu produzieren. "Das war natürlich ein Unding", empört sich Zaentz, "und er [Peter Jackson] stieg aus. Miramax hätte nun noch mal einen hohen Betrag für die Erneuerung der Option zahlen müssen, aber sie hatten keinen Regisseur mehr." So bewies Jackson früh, dass er hinter seinem Projekt steht und sich nicht von der Hollywood-Maschinerie einwickeln lässt. "Sie wollten alles in einen Film stecken und damit war ich nicht zufrieden", berichtet Jackson über die Zusammenarbeit. Aber die Trennung sei dennoch freundschaftlich verlaufen. Miramax gab Jackson drei Wochen Zeit, eine neue Produktionsfirma zu finden. Jackson pilgerte mit seinem Drehbuch unterm Arm und einem 36-minütigen Demo-Video, auf dem Testversionen von Kreaturen, Bühnenbildern, Make-up und Kostümen zu sehen waren, zu New Line Cinema. Mit der Independent-Produktionsfirma hatte er früher schon einmal gearbeitet und hegte eine langjährige Freundschaft zu Fine Line Features-President Mark Ordesky und dem damaligen Präsidenten Michael DeLuca. Robert Shaye, Vorsitzender von New Line Cinema, telefonierte kurz mit Saul Zaentz, der ihm wiederum die Wichtigkeit von Jackson verdeutlichte, und stimmte dann zu, die Rechte von Miramax für über zehn Millionen Dollar zu erwerben.
Die beiden Miramax Hauptvorsitzenden Harvey und Bob Weinstein entschieden sich, das Projekt auch weiterhin zu unterstützen, und werden im Abspann als "executive producer" zu sehen sein. "Bob Shaye unterschrieb meinen ersten Gehaltscheck", erzählte Jackson nach Vertragsabschluss, "Jeder bei New Line ist ein Fan der Bücher, deshalb habe ich ein gutes Gefühl mit ihnen."
Schon in der ersten Pressemeldung Mitte 1998 gab sich Shaye zuversichtlich: "Wir haben Peters Drehbuch und sein Demo-Video gesehen und glauben, dass er die Ideen und Technologien hat, dies zu einer Größe zu vereinen, welche die der Fantasy-Filme von vor zehn oder 15 Jahren locker hinter sich lassen wird. Selbst wenn der erste Film ein verhältnismäßiger Flop wird, kann man zwar nicht mehr garantieren, dass es ein einbringendes Geschäft wird, aber wir haben eine Menge Berechnungen gemacht und sehen trotzdem eine gute Chance, trotz des Risikos Gewinn zu machen." Und die Rechnung ging auf! Das Projekt war für New Line Cinema etwas besonderes, da die Independent-Produktionsfirma bisher meist verhältnismäßig billige "Low-Budget"-Filme wie SPAWN, DARK CITY oder NIGHTMARE ON ELMSTREET produziert hatte. Einer ihrer bis dahin teuerster Film war LOST IN SPACE mit 85 Millionen Dollar, einer der erfolgreichsten AUSTIN POWERS. "Ich bin ein Spieler, wie jeder andere im Filmgeschäft auch, aber dieses Projekt könnte die Fantasie des Publikums weltweit erfassen", so Robert Shaye, der für seine Produktionsfirma einen Erfolg wie für Lucasfilm Ltd. nach STAR WARS erhoffte. Und tatsächlich hat die HERR DER RINGE Trilogie allein durch Kinokarten mittlerweile über 2 Milliarden Dollar eingespielt und gilt als eines der erfolgreichsten Filmprojekte aller Zeiten.